Zusammenfassung

In der romantischen Zeit der Wende des 18. und 19. Jahrhunderts erschienen in einigen Ländern Europas Bemühungen, zeitlich Zeugnisse über die Bildung der einzelnen Völker in die entlegenere Geschichte zu verschieben. Die meist erwünschten Beweise waren Funde von schriftlichen Denkmälern, die die Reife der Nationalsprache bezeugten. Wo solche Denkmälae fehlten, wurden oft Fälschungen erzeugt. Erinnern wir zum Beispiel an die so genannten Gesänge Ossians, die angeblich aus dem 2. Jahrhunderts n.Chr. stammten, in Wirklichkeit hat sie aber junge schottische Dichter James Macpherson geschrieben und im Jahre 1760 herausgegeben. Auch in den bömischen Ländern begann der Kampf um die Wiedergeburt des Volkes, dessen Identität gefährlich durch die Unfreiheit und die Germanisierung bedroht war und dessen sonst imponierende mittelalteriche Geschichte langsam in das Vergessen zu geraten drohte.

Eine Gruppe junger Patrioten hat damals sukzessiv einige Pergamentbogen mit Handschriften "entdeckt", die sich in die Zeit vom 10. bis zum 14. Jahrhundert bekennt haben und dessen Text die uralte tschechische Größe und Tapferkeit besingt haben. Die größte Bedeutung hatten zwei Denkmäler, genannt nach deren Fundorten: Die Grünberger Handschrift (aus dem Schloß Zelená Hora - Grünberg bei Nepomuk), sich in das 10. Jahrhundert bekennend, und die Königinhofer Handschrift (entdeckt in Dvùr Králové - Königinhof), die sich ins 14. Jahrhundert bekennt hat. Nach einiger Zeit entstanden Bedenken über ihre Identizität, und zwar vor allem von sprachlicher, literaturhistorischer, historischer, paleographisher und sachlicher Hinsicht her. Um Klarheit zu verschaffen, wurden in den Jahren 1886-1887 exakte technische Prüfungen vorgenommen. Das überraschende Ergebnis hat gegenüber den oben erwähnten Wissenschaften festgelegt, daß sich dieHandschriften wie alte und echte mittelalterliche Schriftdenkmäler benehmen. Dieser Beschluß wurde später (1935) von hervorragenden Chemikern durch eine Kontrolle der benützten Methode bestätigt, nicht mehr aber durch neue durchgeführte Prüfungen.


Um diesen Winderspruch zu klären, hat der Schriftsteller und Literaturhistoriker Miroslav Ivanov eine neue Durchforschung vorgeschlagen; in der Jahren 1967 bis 1971 haben diese die Mitarbeiter des Kriminalistischen Instituts D. Srnec und J. Sitta duchgeführt. In die Arbeitsgruppe wurde der Spezialist und Konservator, Akademischer Maler J. Josefík und eine weiteter Kenner der Problematik des ganzen Streitverfahrens J. Šonka zur Mitarbeit herangezogen, wobei der letzgenannte gleich zeitig ein bedeutender Verteidiger der Echtheit der Handschriften war.

Shon am Anfang der hat sich gezeight, daß die Beschlüsse der vorheringer chemischen Prüfungen unberechtigt waren, die auf die Authentizität hingewiesen haben. Es wurde festgestellt, worin der Irrtum der Chemiker aus den Jahren 1886-1887 gehaftet hat. Weiter hat sich gezeigt, das bloße chemische Prüfungen nicht im Stande sind, einen unwiderlegbaren Beweis über die Zeit des Entstehens der untersuchten Handschrifften zu erstatten. Die Erforschung war deshalb nicht das Problem eines einzelnen wissenschaftlichen Faches, sondern eine Zusammenfassung der Erkentnisse weiterer sich gegenseitig ergänzenden Fachdisziplinen. Zum Grundverfahren der Prüfungen wurde ein gründliches Mikroskopieren und Fotografieren in verschiedenen Fächern des Spektrums, beginnend mit dem infraroten, über sichtbares und ultraviolettes bis zum Roentgenspektrum.

Die Prüfungen haben eindeutig und unwiderlegbar nachgewiesen, daß alle geprüften Handschrifften (die Grünberger und die Königinhofer Handschrift, das Gesang von Vyšehrad und das Liebeslied des Königs Wenzels) Palimpsesten und vor allem Fälschungen sind.

Die Grünberger Handschrift ist auf ein ausradiertes Pergament geschrieben, das vorher einen Psalster etwa aus dem 14. Jahrhundert enthalten hat (der Text des Fälschers hat sich allerdings ins 10. Jahrhundert bekannt). Die Königinhofer Handschrift ist ebenfalls Palimpsest, was bisher überhaupt noch nie angenommen wurde. Der Erzeuger beider wichtigsten Handschriften hat sich bemüht, (irgendwo unlogisch), um die Altertümlichkeit anzuleiten, die ursprünglichen Inizialen und Majuskeln auszunützen, einige hat er auf andere umgeändert. Verläßlich wurde auch die Technologie der Anfertigung dieser "Denkmäler" festgestellt, hauptsächlich die Weise des Ausradierens, die Änderung der Inizialen und Majuskeln, des Verschmutzens der beweiskräftigen Stellen und des Verdeckens der frischen Schnitten. Besonders das Problem des "Papierrostens" wurde erforscht, was einer der angegebenen wichtingsten Beweise des angeblich hohen Alters war.

Über alle Prüfungen und Beweise ist eine umfangreiche Dokumentation entstanden, die mehrere Tausend Fotografien, Diagramme und Zeichnungen enthält. Das komplette Dokumentationsmaterial ist Bestandteil des Originals der Protokolle, die im Nationalmuseum aufbewahrt werden. Die Nummern der Verweisungen aus den Protokollen enstsprechen der Nummerierung der Dokumentation.

Übersetzt von Jaroslav Vrchotka